Mittwoch, 8. Februar 2017

Lippische Rose meets Valdres-Scheunenrose

Heute fiel mir beim Bügeln ein, dass ich zwar durch und durch ein Nordlicht bin, dennoch gleichzeitig eine Lipperin. Plötzlich erinnerte ich mich an etwas ...

Wir Lipper haben ein Wappenzeichen, die Lippische Rose. Und die entdeckte ich im Jahr 2007 ... ja wo wohl? IN NORWEGEN!!!


Diese Darstellung hing im Valdres Folkemuseum in dem norwegischen Ort Fagernes. Als ich die Darstellung erblickte, dachte ich, ich sehe nicht richtig. Das ist doch "unsere" lippische Rose!!! Zwar sehr einfach gezeichnet, doch unverkennbar.

Man vergleiche bitte:

Von ludger1961 Achim1999 - Eigenes Werk after
http://www.kreis-lippe.de/SiteCollectionImages/lipp_rose_alt.jpg,
CC BY-SA 3.0,
https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4645266

Ja, wie kam denn nun unser adeliges Wappenzeichen ins Valdres?

Dahinter steckt eine interessante Geschichte, die ich heute erzählen möchte.

Im Valdres-Folkemuseum fand ich folgende Erklärung zum Zusammenhang zwischen der Lippischen Rose und der Scheunenrose im Valdres:

Die Scheunenrose, die man an vielen Scheunen im Valdres vorfindet, so wurde dort in einer aushängenden Schrift erklärt, sei von Deutschland über Amerika nach Valdres gewandert. Scheunenrosen gebe es in Norwegen auch nur im Valdres und nirgends sonst.

Worin besteht denn nun die Verbindung?

Mitte der 1890er-Jahre, so hieß es, habe der Baumeister Erik Erikson Mu (1870 - 1950) aus Rogne in Øst-Slidre für einige Zeit in den USA gelebt. Dort sei er Lehrling beim Baumeister Jan Linnermann gewesen, der ursprünglich aus Lippe kam. Der Deutsche Linnermann habe dann dem Norweger von unserem lokalen adeligen Wappen erzählt, dessen Ursprung schon im Mittelalter liegt.

Auch die religiösen Gemeinschaften der Mennoniten, der Amish und der Dutch haben das Symbol teilweise aus Deutschland mit in die USA gebracht.

Diese Religionsgemeinschaften nutzten es in Form der Scheunenrose, die sie Hex Signs nannten. In der Form dieser Volkskunst symbolisierten sie freies Eigentumsrecht kontra Feudalismus oder sollten vor bösen Geistern, Feuer, Blitz und Krankheit schützen.

Der Norweger Erik Erikson Mu hat solche Scheunendekorationen wohl in den USA gesehen. Auf dieser Seite wird eine solche Scheune gezeigt (bis zur Seitenmitte herunterscrollen). Als Mu nach Valdres zurückkam, baute er eine Reihe von Scheunen, die mit Scheunenrosen in verschiedenen Varianten versehen wurden. Viele von ihnen hatten mit der Lippischen Rose die Fünfteilung gemeinsam, doch gibt es daneben auch vier- oder sechsteilige.

Die Gesellen, die Mu ausbildete, übernehmen den Brauch bis in die 1920er-Jahre.

Die alten Scheunenrosen waren offen, so dass der Raum dahinter durchlüftet wurde, doch die neuen sind nur zur Zierde an die Wand genagelt.

Frei nach: Begleittafeln an der Darstellung der Valdresrosen im Folkemuseum Fagernes

Nachdem ich dies alles erfahren hatte, juckte es mir geradezu in den Fingern, aus Moosgummi einen Druckstempel in Form einer Valdres-Scheunenrose zu entwerfen.

So ging ich dabei vor:


Dieses Foto einer authentischen Scheunenrose aus dem Valdres gefiel mir und ich beschloss, deren Form auf Papier zu übertragen.
Dabei schaute ich mir das Foto genau an und machte mir Gedanken zu der Symmetrie. Die Form besteht aus fünf gleichen Teilen, deren Hauptbestandteil je ein Herz ist.




So nahm ich Kästchenpapier und experimentierte mit Zirkel und verschiedenfarbigen Stiften herum (links im Bild). Doch es musste ja ein Steg stehen bleiben, der nachher auf dem Druckstock erhaben wäre und den man dann mit Farbe auf den Stoff übertragen könnte. Also zeichnete ich von dem Vorhandenen mithilfe von Transparentpapier die Elemente so heraus, dass helle Druckstege übrig blieben (unten und oben rechts im Bild). Dabei vereinfachte ich das Zeichnen, indem ich nur einen Teil der fünfteiligen Form zeichnete und sie durch Drehen des Transparentpapiers und Durchzeichnen des einen fertig gezeichneten Teils die ganze Figur erschuf.




Anschließend wurde die fertige Scheunenrose eingescannt, als Bild gespeichert, in ein Worddokument eingefügt und mehrfach kopiert. Jedes einzelne Element erhielt eine andere Größe, Die Größen weichen jeweils um einen halben Zentimeter voneinander ab. So habe ich eine Auswahl zur Herstellung verschiedener Druckstöcke, wenn ich sie unterschiedlich groß brauche.

Ich wählte eine der Abbildungen aus und schwärzte sie von der Rückseite mit einem Bleistift (8B = sehr weich). Dies ist auf dem vierten Bild zu sehen.




Ich legte die geschwärzte Seite auf Moosgummi in heller Farbe und zog auf der Vorderseite des Papiers mit einem harten Bleistift (Kuli geht auch) die Linien nach, so dass sich das Graphit auf das Moosgummi übertrug. Dann schnitt ich die Figur mit einer Nagelschere aus. Auch eine Stickschere müsste dazu geeignet sein.



Vier der dabei abfallenden Herzen schienen mir noch für Druckzwecke geeignet, also warf ich sie nicht weg.




Heute ist also eine Symbiose zwischen dem deutschen Lipperland und dem norwegischen Valdres gelungen - als Grundmotiv für ein Taschenobjekt. Ich bin selbst ganz gespannt, was daraus werden wird.

Zum Abschluss des heutigen Posts möchte ich noch zeigen, wie mir die Valdres-Scheunenrose (Låverose) im Museum in Fagernes begegnete:


Oben rechts wurde eine Skizze der lippischen Rose aufgehängt, rechts unten weist man auf ein so genanntes "hex sign" hin, wie man sie häufig an Stallungen in den USA finden kann. Darüber hing eine Zusammenstellung unterschiedlicher solcher Zeichen und die große Scheunenrose auf der roten Wand könnte eine von einer Originalscheune abgenommene Rose sein. So kann man auch sehen, wie groß sie teilweise gearbeitet wurden.

Eine Norwegerin (Rønnaug Sørlie) äußerte sich zum Brauch der Anbringung einer Scheunenrose u. a. so:

DIE VALDRESROSE

Als der Baumeister Erik Erikson Mu aus Kansas City / USA ins Valdres nach Norwegen zurückkehrte, baute er mehrere Scheunen mit Rosen in verschiedenen Varianten. Auch sein Lehrling baute Scheunen mit Rosen bis in die 1920er-Jahre. Hinter den Rosen der frühen Jahrgänge befand sich normalerweise eine Lüftungsöffnung. Spätere Scheunenrosen wurden nur noch als dekoratives Element auf den Wänden angebracht.
Die Rosen, die Mu nach Norwegen brachte, werden Valdresrosen genannt und der Brauch, damit die Scheunen zu schmücken, verwurzelte sich im ganzen Valdres. Die Valdresrose wurde quasi zum Zeichen dieses Tales.

(Anmerkung: Wobei an anderer Stelle diese verschlungene Form aus zwei Drachenköpfen als Valdresrose, aber auch als Valdresherz und Logo des Valdres bezeichnet wird.)

Wenn ich in Norwegen herumreise, so schreibt Rønnaug Sørlie weiter, sehe ich sehr selten Dekorationen auf Scheunenwänden, jedenfalls keine Scheunenrosen. Es scheint sich wohl niemand zu trauen, eine Valdresrose auf eine Scheunenwand in der Telemark oder in Nordland zu setzen?
Ich beschäftige mich viel mit Häusern und ich finde es toll, dass wir unsere Häuser schmücken.
Auf einer Fahrt von Hedalen nach Vang sehe ich Valdresrosen auf vielen Scheunenwänden, aber sie treten vor allem von Bjørgo an weiter im Norden auf. Ich habe mich oft gefragt, warum.
Warum waren die Süd-Aurdaler nicht so eifrig darin, ihre Scheunen mit dem zu schmücken, was das Valdres kennzeichnet?
Manche sagen, dass sich unsere Identität nach Süden hin, nach Ringerike, orientiert. Gleichzeitig erlebe ich, dass viele Hedalener daran interessiert sind, dass sie zum Valdres gehören.
Das Tal, das sich vereinigt hat zum Marktführer, der viel Geschichte vorzuweisen hat, der außerdem auch außerhalb Norwegens bekannt ist, sowohl, was Natur und Kultur, als auch, was Essen und Sprache betrifft.
Wenn wir ins Valdres hineinfahren, wissen wir, wo wir hinkommen. Dort treffen wir auf das Emblem, das zum offiziellen Valdreslogo wurde, (s. Link weiter oben) das Logo, das den Valdres Natur- und Kulturpark kennzeichnet und außerdem vieles, was wir im Valdres produzieren.  

Anmerkung: Auch dieser Betrieb verwendet das Valdres-Logo auf seiner Website Valdresporten = Tor ins Valdres..

Das Emblem zeigt uns, dass wir in ein Tal kommen, das gemeinsam daran arbeitet, Besucher willkommen zu heißen, das gemeinsam Touristenangebote entwickelt und das gemeinsam daran arbeitet, das Valdres in eine geschlossene Einheit zu verwandeln.
Da finde ich, dass wir auch unsere Scheunenwände dekorieren sollten, um unsere Besucher im Valdres zu begrüßen. Wenn ein Besucher eine Scheunenwand mit einer Valdresrose darauf antrifft, kann er keinen Zweifel daran haben, dass er im Valdres angekommen ist. Ich finde, wir können stolz sein auf die Valdrerose, weil sie schön gearbeitet ist, weil sie eine alte Geschichte hat und weil sie ein Tal kennzeichnet, das seine Geschichte bewahrt.

Quelle, aus der ich diesen Text gespeist habe:

Dem möchte ich nur noch hinzufügen, dass ich finde, dass genau dasselbe für unsere Lippische Rose gelten sollte. Und ich freue mich schon jetzt darauf, diese ähnlichen Symbole demnächst in einem Taschenprojekt miteinander zu verbinden.

Originaltext auf Norwegisch:
Valdresrosa
RØNNAUG SØRLIE
De religiøse sektene Mennoniter, Amish eller Dutch, bor i flere amerikanske stater, og stammer delvis fra Rheinland og Westfalen i Tyskland, eller Holland. Her har de låveroser som de kaller ”hexagoner”  eller ”hex signs”. Rosene kan symbolisere fri eiendomsrett, eller trolldomssymbol som vern mot vonde makter, brann, lynnedslag eller sykdom.Byggmester Erik Erikson Mo (1870–1950) fra Rogne i Østre Slidre, var i Kansas City i USA flere ganger før 1900. Han gikk i lære hos en byggmester fra Westfalen i Tyskland. Han reiste tilbake til Valdres og bygde en rekke låver med roser i flere varianter. Hans læregutter bygde også flere låver med roser til ut på 1920-rallet. Bak rosa på gamle låver er det vanligvis lufteåpning. Nyere låveroser er satt opp på veggen kun til pynt.I Tyskland er ”die lippische Rose” et kjent dekorasjonselement i lokale adelige våpenskjold fra middelalderen.
Låverosene som Erik Erikson Mo brakte med seg til Norge, kaller vi Valdresrosa, og skikken om å dekorere låver fikk rotfeste i Valdres. Valdresrosa har blitt Valdres sitt varemerke.Når jeg reiser rundt i Norge, ser jeg svært sjelden dekorasjoner på låvevegger, i alle fall ser jeg aldri Valdresrosa.  Ingen tør vel å sette opp ei Valdresrose på en låve i Telemark eller i Nordland?
Jeg er opptatt av hus, og synes det er flott at vi dekorerer husa våre.På tur fra Hedalen til Vang, ser jeg Valdresrosa på mange låvevegger, men det er først og fremst fra Bjørgo og nordover at Valdresrosa er brukt. Jeg har ofte lurt på hvorfor. Hvorfor har sør-aurdølene ikke vært så ivrige i å pynte låven sin med det som kjennetegner Valdres?
Noen sier at vår identitet er mot sør, mot Ringerike. Samtidig opplever jeg at mange hedølinger er opptatt av å være fra Valdres. Dalføret som markedsfører seg samla, som har mye historie å ta vare på, og som har klang ute i Norge for øvrig, både når det gjelder natur og kultur, mat og språk.Når vi kommer kjørende inn i Valdres, vet vi hvor vi kommer. Da møter vi emblemet som er blitt den offisielle Valdres logoen, den som kjennetegner Valdres Natur-og kulturpark, og mye av det vi produserer i Valdres. Emblemet forteller at vi kommer til en dal som samarbeider om å møte besøkende, som samarbeider om tilbud til turistene, og som samarbeider om å gjøre Valdres til en samla enhet.Da tenker jeg at kanskje skulle vi også dekorere låveveggene våre for å hilse besøkende velkommen til Valdres. Når besøkende møter en låvevegg med Valdresrose på, er det ingen tvil om hvor han er kommet. Jeg synes vi kan være stolte av Valdresrosa fordi den er fint laga, den har en gammel historie og den vil kjennetegne et dalføre som tar vare på historien sin.

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