Montag, 26. Juni 2017

Eine Herrentasche mit Vorgeschichte

Vorweg eine erlebte Geschichte ...

Vor dem Urlaub begann ich eines der Wunschbücher von Pierre Franckh zu lesen. Sofort setzte ich seine Ratschläge um, kaufte mir ein wunderschönes Tagebuch, in das ich meine Wünsche eintragen wollte, um später noch zu wissen, was ich mir eigentlich gewünscht hatte und vor allem, wie ich meine Wünsche formuliert habe. Das ist beim Wünschen nämlich enorm wichtig, da das Universum wie ein Spiegel genau auf das reagiert, was wir gedacht haben. Im Wortlaut genau. Und das ist manchmal ziemlich lustig.

Ich schrieb also vor unserer Reise nach Norwegen in mein Wünschebuch, dass ich mir BEI Ommedal im Urlaubsort Stoffe zum Nähen von Taschen wünsche. Die Stoffe sollten nicht mehr als 40 € kosten und einer davon sollte etwas mit Nordlicht zu tun haben (Nordlichtfarben oder ähnliches).

Das Universum lieferte … und das ging so (ich musste hinterher wirklich laut lachen):

Ich ging im Urlaubsort schon in der ersten Woche mit meinem Mann zu Ommedal, einem riesigen Textilgeschäft mit unzähligen Ständern an Damen- und Kinderbekleidung, einer Strickgarnabteilung, einer Hometextilienabteilung … nanu? Früher hatten die doch auch eine tolle Stoffabteilung!!! Ich hatte sogar eine Tasche bei mir, die aus Stoff aus diesem Geschäft genäht ist. 

Mein Mann hatte sich von mir nun auch mal eine Tasche gewünscht, war also mein Co-Wünscher. Uns schwebte gemeinsam ein Stoff in gedeckteren Farben vor mit strengerem Muster, den ich zu einer Herrentasche verarbeiten könnte. Aber es gab ja hier nun keinen Stoff mehr. Für einen Moment war ich sehr enttäuscht.

Was nun?

Wir gingen nochmal durch den ganzen Laden. Dabei sagte ich noch zu meinem Mann (leicht belustigt): „Na, unterschätz mal nicht meine Kreativität!“

Dabei dachte ich an die Tischläufer, Kissen und ähnlichen Textilien am Eingang des Ladens, zu dem wir nun zurückgingen. Daraus kann man nämlich auch Taschen nähen, was ich schon mehrmals getan habe. Meinem Mann gefielen zwei wunderschöne Kissenhüllen. Er schaute auf den Preis. „Nein, komm“, sagte er, “viel zu teuer!“ Ja, die Kissenbezüge waren wirklich sehr teuer. „Komm, lass uns gehen.“

Es fiel mir nicht leicht, den Blick von allem abzuwenden und völlig loszulassen, aber ich dachte an die Tipps aus Pierres Buch und sagte zu mir im Stillen: „Loslassen. Ganz loslassen. Das Universum kennt meinen Wunsch. Es wird schon liefern.“

So gingen wir weiter. Ich wollte auch noch ein Geschenk für meine Nachbarin kaufen, die mir neulich einen großen Gefallen getan hat. Mein Mann wollte schon zurück zum Auto, als ich meinte: „Nee, warte mal, ich gehe mal hier rein, die haben kleine Geschenke.“

Also gingen wir zu Fiolen, einem Geschenkeladen.

Wir schlenderten so durch den Laden, kamen ganz hinten in der letzten Ecke an. Völlig entspannt. Und ich bin sicher, dass das Universum auf diese entspannte Grundhaltung gewartet hatte. Es war gerade mal fünf Minuten her, dass ich völlig losgelassen hatte. Damit war der Weg frei zur Lieferung. Im Nachhinein kann ich wirklich sagen, dass ich meine innere Stimme gehört hatte: Geh aus dem Weg!!!

Und die Lieferung sah dann so aus:

Ich schaute ganz beiläufig in ein Regal. Da lagen allerhand Ladenhüter zu herabgesetzten Preisen. Unter anderem ein Stapel von kleinen Tischdecken (Mitteldecken). Ich zog eine heraus und wusste im selben Moment, dass das MEIN bzw. UNSER gelieferter Stoff war. Der Stoff war schwarz und hatte ein kleines Karomuster aus abwechselnd senkrecht und waagerecht gestreiften Kästchen in der Farbe Beige drauf. Ein strenges Muster, farblich sehr zurückhaltend. Dann schaute ich auf den Preis und fiel fast um. Die Decke sollte statt 19 € nur 6,50 € kosten! Ich fragte meinen Mann, ob ihm eine Tasche aus dem Stoff gefallen würde. Ja, der Stoff gefiel ihm sehr. Dann meinte ich – auch so ganz beiläufig – dass zu dem Stoff für den unteren Bereich der Tasche ein schlicht schwarzer Stoff gut passen könne. “Ja“, meinte mein Mann, „das finde ich auch.“ In dem Moment hatte ich schon die nächste „gelieferte“ Decke in der Hand, die unter der anderen gelegen hatte. Sie war schwarz und hatte nur ganz dezent am Rand applizierte sandfarbige Quadrate, die man sehr gut in das Taschendesign integrieren könnte. Der Preis? Genauso von 19 € auf 6,50 € heruntergesetzt!

Die beiden Mitteldecken, die ich - revantulierend - bereits im Ferienhaus
zu einer möglichen Taschenkonstruktion zusammengestellt habe

Da sagte mein Mann (der den genauen Wortlaut meines im Wunschbuch notierten Wunsches nicht kannte): „Dreh dich mal um …“ Ich drehte mich um und er hielt in der Hand ein Kissen, auf dessen Stoff ein Nordlichtfoto gedruckt war. Es sollte 29,25 € kosten. Damit würde ich meine Wunschkostengrenze überschreiten. Ich addierte die drei Posten und kam auf 42,95 €. Also ließ ich das Kissen liegen, obwohl es die perfekte Lieferung des zweiten Teilwunsches war. Doch sollte ja alles zusammen nicht mehr als 40 € kosten.

Mein Traumkissen - mein Rêvantulikissen!
Wenn ich neue Taschenträume brauche, lege ich mein Haupt auf diesen Kissentraum!
Natürlich werde ich das Kissen nicht zerschnippeln
habe mir stattdessen mein eigenes Nordlicht für meine Tasche geschnippelt.
Das abgebildete Nordlicht sieht genauso aus wie mein erstes Nordlicht,
das ich in Finnland erlebte

Erst im Ferienhaus fiel mir ein, dass ich mit der Summe der drei Preise die Taxfree-Grenze von 315 Nok überschreiten würde und damit würde ich auf der Rückreise beim Verlassen des Landes einen Teil des gezahlten Betrages erstattet bekommen. Ich besuchte den Laden also noch einmal, kaufte das Kissen und ließ mir eine Taxfree-Quittung ausstellen. Nun blieb der Preis deutlich unter 40 €. Genial!!!

Übrigens … das Geschenkelädchen ist tatsächlich BEI Ommedal (in derselben Straße, nur drei Häuser weiter). Das Universum ist in der Tat sehr lustig!


Nach dieser Vorgeschichte nun die Fertigung der Tasche für meinen Schatz:


Ich schneide eine Grundplatte aus dem Kästchenstoff, auf die ich einen Streifen sandfarbiges Leinen nähe, darunter (nach oben hin offen und den Leinenstreifen etwas überlappend) nähe ich aus der zweiten Decke mit den kleinen sandfarbigen Quadraten eine Außentasche, die ich in der Mitte einmal senkrecht teile.




Für die Tragegriffe fertige ich zwei Gurte aus der schwarzen Tischdecke und befestige die Gurte so an der Tasche, dass sie von dem Leinenstreifen etwas überdeckt werden.



Die Gurte werden zusätzlich mit einem Rechteck mit zwei Diagonalen festgenäht. Auf diesem Foto kann man erkennen, dass die Gurte mit Volumenvlies gefüttert sind, so dass man sie beim Tragen angenehmer in der Hand empfindet.




Ein großer Schritt weiter ... die fertige Tasche! Den Boden habe ich durch Abnähen von Dreiecken geformt.




Die Tasche hat auf Vorder- und Rückseite je zwei kleine Außentaschen, auf der Vorderseite dazwischen auch noch ein schmales Fach für einen Stift



Für das Futter habe ich einen feinen Nadelstreifenstoff gewählt (leichter Wollstoff, Sand auf Schwarz), den ich in meinen Vorräten gefunden habe.



Hier kann man die etwas offen stehenden Außentaschen sehen:



Zwei D-Ringe sind schon vorbereitet für einen langen Tragriemen, den man mit Karabinerhaken befestigen oder auch losmachen und aufgerollt in der Tasche verstauen kann. Der Riemen ist noch in Planung. Mir fehlen noch die Wirbelhaken dazu.



Taschenstoff und Futter passen hervorragend zusammen:



Die fertige Tasche mit dem Lieblingsschal meines Mannes:

Sonntag, 25. Juni 2017

Hinweis in eigener Sache: Modellsammlung

Für die schnelle Übersicht habe ich ein Modell-Blog eingerichtet. Dort kann man alle gefertigten Modelle übersichtlich geordnet vorfinden.

Feine Kreise

Eine neue Tasche ist entstanden, gewünscht von einer vitalen Fast-90-Jährigen, die Stoffe und Form selbst auswählte. Den gewählten Stoff fand ich in einem kleinen Nähmaschinen-/Stoffgeschäft in Lillehammer. Ich mag diese Nichtfarben sehr. Sie erinnern mich an Rentiere, grau-steinige Natur, schwarze Erde und graues Fell.

Heute zeige ich nur den Stoff und die fertige Tasche. Leider war mein Objektiv verschmiert. Es soll jetzt auch so gehen, ansonsten müsste ich die Tasche noch einmal ausleihen.

Als Schnitt habe ich das Shopper-Modell "Lippe meets Valdres" genommen, das die Dame sich gewünscht hat.

Hier zunächst der Stoff:

Ein sehr feines Design in Leinenoptik

Von diesem sandfarbigen Leinen hatte ich noch einiges im Vorrat

Ein sehr hübsch gewebter Taft soll für das Futter Verwendung finden

Alle drei Stoffe zusammen

Die fertige Tasche - kombiniert mit einem Drachentuch aus meinem eigenen Vorrat:



Das Außentäschchen hatte sich die Dame gewünscht, damit sie ihren Schlüssel schnell findet, doch hat die Tasche zusätzlich auch noch ein Innenfach.

Die Rückseite

Die Tasche von innen mit Innenfach

Eine Nordlichtcollage entsteht

Nachdem ich Eva Schmutterer und ihr Werk erkundet hatte, dachte ich, man müsste doch in einer Art Stoffcollage - so wie sie mit Papier, halt nur mit Stoff - auch nordische Landschaft darstellen können. Für den Anfang sollte es nicht so kompliziert sein, daher wählte ich eine einfache Nordlichtform und aufs Wesentliche reduzierte Formen für Berge, Sonne und Meer.

Zuerst habe ich meinen Bildaufbau auf der Papierseite eines schnittgroßen Stücks Vliesofix gezeichnet. (Der Link führt zu einer erklärenden Seite.)


Die aufgezeichneten Flächen werden dann auf den farblich passenden Stoff aufgebügelt und ausgeschnitten. Achtung! Das Ergebnis wird seitenverkehrt. Also vorher gut überlegen, wie das Bild aussehen soll.

Die ersten 4 Stoffflächen sind auf dem Grundstoff - hier einem dunkelblauen Wollstoff - aufgelegt.




So sieht eine aufgebügelte Vliesofixfläche aus - nun wird um das Vliesofix alles sauber abgeschnitten, was übersteht.



Dann wird von allen Flächen rückwärtig das Papier abgezogen und die Stoffstücke werden - mit der Klebefläche nach unten - eine nach der anderen heiß aufgebügelt.




Zunächst scheinen die kleinen Flächen gut zu kleben, doch nach dem Waschen werden sie sich vermutlich ablösen. Also müssen alle Flächen noch mit Zickzackstich an den Rändern festgenäht werden. Hier eine kleine Probe:



Ich habe ganz bewusst Schwarz für die Konturen verwendet. So bekommt das Bild mehr Collagencharakter oder erinnert an Kirchenfenster mit Bleiverglasung.



Die umseitige Collage ist fertig aufgelegt ...




... und mit dem heißen Bügeleisen fixiert.




Die Tasche ist fertig:






Innen habe ich ein Extratäschchen eingenäht, damit man den Schlüssel nicht in der Tasche suchen muss. Die Tasche bekam am oberen Rand noch einen dunkelblauen Extrarand angenäht (zwischen Futter und Außenstoff), der auch den kräftigen Reißverschluss beherbergt. Die Gurte habe ich für diese Tasche mal fertig gekauft.

Nun fehlen noch mein Label, eine Bodenverstärkung, die ich wieder aus der dicken Spezialfolie geschnitten habe, und zwar doppelt, damit die Tasche einen richtig schön stabilen Boden bekommt.