Sonntag, 10. Dezember 2017

Na so was!

Das war ein schnelles Projekt für zwischendurch - ein Einkaufsbeutel (nicht Jute, aber Stoff statt Plastik). 

Er hat eine kleine Vorgeschichte und hoffentlich kein Nachspiel.

Meine Freundin hatte einen ganzen Stapel Altkleider gesammelt. Sie weiß ja, dass ich Taschen nähe und aus vielen Materialien noch etwas zaubern kann. So gingen die Altkleider nicht in den Container, sondern durchliefen meine Begutachtungsstrecke. Alles wurde auseinandergepflückt, genau angesehen und dann unter meine anderen Materialien sortiert.

Weggeworfen habe ich fast nichts.

Stoffe wurden in verwendbare Stücke geschnitten, Knöpfe abgetrennt, ebenso Reißverschlüsse, Häkchen und mehr. 

Auf einer schon ziemlich unmodernen Winterjacke prangte auf dem Rücken ein großes Schriftzeichen. "Das könnte man auf einer Tasche verwenden", sagte ich zu meiner Freundin. Sie lachte und meinte: "Au ja, mach mal, das wäre ja lustig, wenn ich dieses große Schriftzeichen dann auf einer Tasche hätte ..."

Ahnte sie schon, was passieren würde?

Ich legte also los. Ein Einkaufsbeutel sollte entstehen, einer von der etwas edleren Art.

Zuerst schnitt ich den Außenstoff zu, den ich auch in dem Fundus meiner Freundin fand. Der Stoff war mal ein feiner anthrazitfarbiger Wollflanellrock ihrer Tochter gewesen. Ich drehte ihn einfach um, denn auf der Rückseite sah er nicht filzig aus (wie auf der Vorderseite), sondern eher wie ein ganz feiner Tweed. Feine weiße Nöppchen machten das Stoffdesign lebendiger und die Webstruktur war klarer zu erkennen.



Das riesige Buchstabengefüge von der Jackenrückseite schnitt ich sorgfältig aus und wollte es dann zuerst auf den Wollstoff "kleben" (mit Thermovlies). Dabei war mir aber nicht klar, dass das Buchstabenbild gar kein heißes Bügeleisen vertrug. So entstand gleich beim ersten Bügelstrich eine schäbige Spur.

Ja, wie modern die Tasche nun wird! Shabby (schäbiger) Chic ist doch sehr gefragt! Statt mich zu ärgern über mein Missgeschick freute ich mich über diese ungewollte und doch willkommene Wendung. 

Das weitere Aufbügeln ließ ich dann lieber bleiben, des Schäbigen als netten Akzent hatte die Tasche nun genug. Es ging weiter. Ich steppte das ausgeschnittene Buchstabenbild mit Steppstich auf und zackelte den Rand mit Zickzackstichen fest.


Was nun als Futter nehmen?

Eine Bekannte aus meiner Nähgruppe verwendete gerade einen Taftstoff für eine Tasche, die sie nähte. Den Rest wollte sie beinahe entsorgen, als ich registrierte, wie gut er für mein Taschenprojekt passen könnte. So bekam ich ihn. Passt er nicht hervorragend?


Ein kleines Innentäschchen habe ich für Taschentücher oder andere Kleinigkeiten eingenäht.

Dann passierte mir wieder ein Fehler. Ich schnitt aus dem Jackenstoff eine Henkelgrundlage aus (heller Stoff), darauf nähte ich einen Streifen von dem dunklen Wollstoff. Dabei vergaß ich, den schwarzen Unterfaden gegen einen naturweißen auszutauschen. Aufmachen? Nein - weitermachen! Im Gegenteil - mitten zwischen den beiden äußeren Zickzacknähten entstand noch eine dritte und - schwupps - verwandelten sich die Nähte in Ziernähte auf der Unterseite der Henkel.

Nur ein Bäcker, der aus Scheiße Kuchen backen kann, ist ein guter Bäcker, sagte mir neulich eine Bekannte. Mag ja sein, aber irgendwie hoffte ich nur, dass sie keine gute Bäckerin sei. 
Aber aus Fehlern Design machen, ist ja weniger verfänglich ... ODER???


Als die Tasche nämlich fertig war und so am Schrank hing, bekam ich einen Schreck. Oha - was hatte ich denn da fabriziert?

Auf der Jacke hatte das Bild so ausgesehen wie auf dem linken Foto. Was wohl bedeuten soll, dass die Größe EXTRA-SMALL ist = X--><--S. Und was war nun daraus geworden??? 

Die Tasche hat - wie schon gesagt - eine kleine Vorgeschichte und hoffentlich kein Nachspiel. Oha ...


Mal sehen, ob meine Freundin etwas merkt. Ich werde nichts sagen. Und wenn sie es merkt, hat sie hoffentlich genügend Humor, dass sie die Tasche trotzdem benutzt.

P.S.:
Hätte ich beim Planen der Tasche nur nicht so oft gedacht, dass ich beim Aufnähen des Bildes aber höllisch aufpassen muss ... es wäre vermutlich nicht passiert. Xtra-dumm gelaufen ... oder Xtra-lustig?

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