Dienstag, 30. Januar 2018

Applizieren eines Bildes - ganz einfach

Heute möchte ich zeigen, wie ich ein Bild aus Stoff appliziere  - am Beispiel der "Aurora borealis".

Ich benutze als Hilfsmittel das Transferpapier Vliesofix. Zuerst zeichne ich auf die Papierseite das gewünschte Bild (mit einfachen Umrissen - in diesem Fall habe ich das Nordlicht in vier Teilen von verschiedenen Kalenderbildern übernommen).

Auf dem Foto befindet sich meine Zeichnung noch auf Transparentpapier in Stoffgröße, denn das Motiv muss ja auf den Untergrund passen.


Ich zeichne dann die Motivlinien mit schwarzem Stift nach, damit sie gut zu sehen sind. Nun zeichne ich sie auf die Papierseite des Vliesofix durch.

Jetzt werden die Einzelmotive aus dem Vliesofix ausgeschnitten und jeweils auf den gewünschten Stoff gebügelt. Anschließend werden die Teile sorgfältig ausgeschnitten. Die Stoffteile tragen nun auf der Rückseite eine Schicht, die sich durch heißes Überbügeln später mit dem Untergrundstoff verbindet.

Dann lege ich die Teile zueinander auf den Untergrund und schaue mir das Ergebnis an.



Wenn ich damit zufrieden bin, kann ich die Teile heiß bügeln. Anschließend befestige ich den Rand der Motive zusätzlich mit einem dichten Zickzackstich (Stichlänge 0,5 / Stichbreite 3 bei einfachen Rändern, Stichbreite 4 bei aneinanderliegenden Rändern).


Die applizierten Stoffteile ...



Hier zeigt jemand in einem YouTube-Video, wie man mit Vliesofix appliziert.

Kulturtasche "Aurora borealis"


Mit den ausgewählten Stoffen habe ich die zweite Kulturtasche (meine Partnertasche für unsere Reisen) kreiert. So sieht das Ergebnis aus:


Das Innenleben:


Die Rückseite:


Mit einer etwas größeren Schlaufe kann man die leere Tasche sogar auf einen Haken an die Wand hängen:





Kulturtasche "Splish Splash" - Anleitung Teil 2

Heute geht es weiter ...

inzwischen habe ich aus den ausgewählten Stoffmustern zwei Innentäschchen genäht. 

Das geht ganz einfach. Erklärt an EINEM Innentäschchen.

Ich schneide zwei gleich große Stoffstücke (Streifenstoff und einen schlichten, etwas dickeren Stoff) in der gewünschten Größe zu, verstärke den dünneren Stoff mit einfachem Bügelvlies (an den Rändern jeweils 3/4 cm schmaler als den Stoff zuschneiden) und nähe nach dem Aufbügeln des Vlieses beide Stoffstücke rechts auf rechts zusammen. Dabei bleibt an einer Längsseite eine ca. 10 cm große Wendeöffnung.

Ich schneide die Ecken vorsichtig schräg ab, wende den Doppelstoff, drücke die Ecken mit einem Eckenformer gut heraus, hole die Kanten mit einer groben Nadel heraus und bügele sie flach. Dabei achte ich darauf, dass die Wendeöffnung gleich weit herausgebügelt wird wie der Rest der Kante.

Ich steppe die der Wendeöffnung gegenüberliegende Kante einmal mit Steppstich (Stichlänge 3) knappkantig ab. Diese Kante kommt nachher nach oben.

Das fertig genähte Täschchen stecke ich an die Stelle auf das Futter, wo es hinterher sitzen soll.

Bei diesem Täschchen habe ich die Ansatzstelle zu hoch gewählt, was ich beim nächsten Exemplar ändern will.

Nun wird an drei Seiten das Täschchen aufgesteppt (rechts, unten, links). Dabei wird die Wendeöffnung (unten) automatisch geschlossen.

Anschließend wird das Täschchen mit zwei senkrechten Steppnähten in drei Teile unterteilt.



Die zweite Innentasche, die etwas höher ist, nähe ich so wie die erste. Hier ist sie bereits aufgesteppt. Sie bleibt ohne Unterteilung.



Der Reißverschluss, der deutlich länger sein sollte als die Kulturtasche insgesamt, wir zunächst in zwei Stoffstreifen gefasst.

Dazu schneide ich zwei Rechtecke aus (7 cm breit / etwas kürzer als die Kulturtasche + 2 cm Nahtzugabe).

Die Rechtecke werden längs zur Hälfte gelegt und mit Dampf gebügelt. Zuerst werden die Enden  um 1 cm nach innen gebügelt. Dann werden die Streifen an beiden Längsseiten um ca 1 cm zur Mitte hin umgebügelt und dann wieder in der Mitte längs zusammengefaltet. Am Ende fixiere ich die Streifen mit Nähklammern.

Nun wird der Reißverschluss in die offene Seite des jeweiligen Stoffstreifens gesteckt und mit Nadeln fixiert. Noch besser klappt es, wenn man den Reißverschluss mit Stoffklebeband in den Stoffstreifen klebt, bevor man ihn mit Reißverschlussfüßchen feststeppt. Das geht auch mit Vliesofix, dabei löst sich bei der geringen Breite aber leicht das Papier (Nachteil!).

Das auf dem Foto rechte Ende des Reißverschlusses verschwindet in dem umgefalteten Streifenende, auf der anderen Seite läuft der Reißverschluss aus dem Streifen weit heraus und hängt später mit diesem Ende über das Ende der Kulturtasche hinaus.



Die beiden so eingefaßten Reißverschlusshälften werden auf die Innenseite des Futters genäht. Dabei halte ich einen kleinen Abstand zur Oberkante ein, die ja später zum Säumen noch eingeschlagen wird. 



Hier sieht man die angesteppten Reißverschlusshälften bei geschlossenem Reißverschluss. Für die Einfassung habe ich bewusst verschiedene Stoffe gewählt - ein kleines originelles Designdetail.



Für die Schlaufen am Ende schneide ich einen langen Streifen zu. Dabei rechne ich die gewünschte Breite doppelt, dazu ca. 3 cm Nahtzugabe (2 x 1,5 cm). 

Ich bügele die beiden Längskanten nach innen, dann bügele ich den ganzen Streifen längs zur Hälfte. 

Der Streifen wird an beiden Seiten knappkantig abgesteppt, dabei wird die offene Seite automatisch verschlossen.

Nun kann man den Streifen in zwei Stücke von gewünschter Länge schneiden. 



Auf der VORDERSEITE des Außenstoffes wird ca. 3 cm von der Oberkante eine kleine Markierung gezeichnet (auf dem Foto orangefarbiger Punkt am Rand).



Die Markierung wird auf beiden Seiten angezeichnet.

Die Streifen werden zu Schlaufen geknickt und so weit (mit der Öffnung nach außen) auf den Stoff geklammert, wie sie später aus der Tasche schauen sollen.



Nach dem Festnähen sieht die Stelle so aus:



Nun nähe ich das Futter und die Tasche jeweils rechts auf rechts zusammen und nähe auch die unten ausgeschnittenen Ecken zusammen. 

Ich stecke das Futter in die Tasche. Wenn man bis jetzt sauber gearbeitet hat (immer die gleichen Nahtzugaben etc.), dann passt beides genau ineinander. Sollte es an dieser Stelle noch nicht passen, muss man evtl. die Seitennähte nochmal etwas ändern. 

Der Futterstoff wird dann in Nahtzugabenbreite nach außen, der Außenstoff nach innen umgefaltet. So kommen beide umgefalteten Kanten aufeinander. 

Ich stecke beide Kanten mit Nähklammern aufeinander. Dabei muss man sehr sorgfältig vorgehen, denn diese Naht wird später außen zu sehen sein.

Der letzte Schritt: Ich nähe knappkantig einmal um den oberen Rand der Tasche herum. Dabei sollte man vorher überlegen, welche Farbe der Ober- bzw. der Unterfaden haben sollte, denn diese Nähte sind nachher offen zu sehen.



Die fertige Kulturtasche:







Diese Tasche war zwar aufwendig zu nähen, hat mir aber so viel Spaß gemacht, dass ich für mich gleich eine weitere angesetzt habe.

Am Anfang stand wieder die Stoffauswahl:


Im nächsten Blogpost wird die zweite Kulturtasche zu sehen sein ... dieses Mal aber ohne Anleitung, denn ich habe sie ja (fast) genauso genäht.

Sonntag, 28. Januar 2018

Kulturtasche "Splish Splash" - Anleitung Teil 1

Für die zu nähende Kulturtasche wähle ich zwei Stoffe für die Außenhülle aus, die gut miteinander harmonieren. Dazu kommt noch ein Reststück aus einem Vorhang, das ich zum Applizieren verwenden will. Von diesem Stoff will ich nur eine schlichte Partie benutzen. Wie ich erst später festgestellt habe, hätte ich die ausgeschnittene Applikation mit dünnem Bügelvlies hinterlegen sollen, da der Stoff leicht durchscheinend ist.



Ich will die Außenhaut im oberen Bereich jeweils gestreift gestalten, im unteren Bereich schlicht. Dies passt auch ganz gut zu den Stoffarten, denn der hellblaue Stoff ist dicker. 

Die zugeschnittenen Oberteile erhalten auf einer Taschenseite eine Applikation. 

Dazu zeichne ich das gewünschte Motiv (frei) auf Vliesofix-Papier auf, schneide das Motiv nach und nach aus und bügele alle Papierteile auf den gewünschten wassergrünen Stoff. Die Hitze löst dabei die Klebeschicht auf der Rückseite und verbindet sie mit dem Stoff dahinter.

Dann schneide ich das Motiv aus dem grünen Stoff mit dem Vliesofix zusammen aus, ziehe das Vliesofix-Papier ab  - die Klebefläche ist nun auf der Rückseite des Motivs - und kann es nun mit heißem Bügeleisen auf den Grundstoff bügeln.

Damit sich die Applikation auch in der Wäsche nicht ablösen kann, nähe ich sie mit dichtem Zickzackstich und farblich passendem Nähgarn fest (Stichbreite 3, Stichlänge 0,5). Die kleinen Kreisformen müssen dabei sehr sorgfältig gedreht werden - eine etwas kniffelige Arbeit.

Das Ergebnis sieht so aus (die beiden linken Tropfen sind noch nicht gesichert):



Ich nähe die oberen Teile des Außenstoffes an den unteren Teil, der um den Boden herum geht (ohne Naht).



Alle drei Teile sind zusammengenäht. Die Ecken für den Boden sind bereits eingeschnitten. 



Auf die Rückseite der Außenhaut nähe ich Volumenvlies, schneide dann das überstehende Vlies ab, damit die Naht später nicht zu dick wird. Anschließend wird das Volumenvlies noch festgebügelt.



Jetzt erst wird jeweils am Rand des oberen Stoffteils eine Steppnaht durchgenäht, die das Volumenvlies außerdem zusätzlich sichert.

Auf dem Foto ist die Nahtzugabe des Vlieses bereits abgeschnitten.



So sieht jetzt die Vorderseite der Außenhaut aus:



Nun wähle ich passende Stoffstücke für das Futter aus. 



Ich nähe die Futterteile zu einem Rechteck zusammen. Vorgabe für die Verteilung ist die Größe der Stoffmusterstücke.



Auch das Futter muss im Bodenbereicht zwei Ecken ausgeschnitten bekommen. Der Schnitt gibt die Größe vor.



Das Futterteil wird von hinten mit festem Bügelvlies versehen, dessen Rand nach dem Festnähen im Nahtbereich wieder zurückgeschnitten wird.

Beide Teile sind fertig.



Nun sind die Innentäschchen dran. Ich schneide sie aus Resten der bisher verwendeten Stoffe zu. Dabei verstärke ich beide Täschchen auf der Innenseite des gestreiften Stoffteils mit festem Bügelvlies.

Auch hier werden die Vlies-Nahtzugaben wieder zurückgeschnitten und die Täschchen werden mit einer Wendeöffnung von 10 cm an einer Längsseite rechts auf rechts zusammengenäht.



Auf der Taschenrückseite kann jetzt das Label aufgenäht werden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass es nicht in den späteren Seitenbereich der Tasche kommt



Auf den Boden des Futters wird nun ein Stück Decovil genäht. Es muss an allen vier Seiten so knapp zugeschnitten sein, dass die Nahtzugaben des Futters stehen bleiben und das Verstärkungsstück zum Schluss wirklich nur den gewünschten Boden abdeckt.

Das Decovil wird mit drei Längsnähten festgesteppt und außerdem mit heißem Bügeleisen festgebügelt.



Auf der späteren Tascheninnenseite sieht das dann so aus: 


In Teil 2 wird es weitergehen mit der Ausgestaltung der Innentasche, dem Anbringen eines Reißverschlusses und zweier Schlaufen und der Zusammenfügung von Außen- und Innenhaut.

Kulturtasche "Splish Splash"


Für alle, die sich nur für Ergebnisse interessieren, zeige ich hier ein neues Objekt - eine Kulturtasche. Ich nannte sie "Splish Splash" nach dem berühmten alten Schlager "Splish splash, I am taking a Bath". Die Wasserspritzer auf der Vorderseite sollen das spritzende Badewasser darstellen.

Wie ich die Tasche genäht habe, erkläre ich im nächsten Blogpost ...

Donnerstag, 25. Januar 2018

Zuwachs

Kreativität kennt keine Grenzen, wenn die Materialvorräte wachsen. Wer gerne mit Stoffen spielen möchte, sollte mal in Raumausstattergeschäften nachfragen. Die geben manchmal veraltete Musterstoffe kostenlos ab. Bevor sie damit in einen Kindergarten oder eine Schule gehen, wo solche Muster meistens regelrecht verwurstet werden oder in Materiallagern verschimmeln (meine eigene Erfahrung), sollte man einfach einen Schritt schneller sein und frühzeitig Interesse anmelden. Dabei lassen sich oft unermessliche Schätze entdecken!

So sah mein Stofflager noch vor kurzer Zeit aus:



Schön ordentlich! Was natürlich hilfreich ist, wenn man Stoffe aussucht, kombiniert, etwas Passendes sucht. Das wird allerdings immer schwieriger, wenn das Angebot im eigenen Stofflager wächst. Dafür wird der Umfang der möglichen Kreationen immer größer und wächst ins Unermessliche, wenn man - so wie ich vor wenigen Wochen - eine komplette Mustersammlung wegen Geschäftsaufgabe angeboten bekommt. 

Nur ein Teil ist hier mit eingeordnet.


Der Platz reichte einfach nicht mehr aus. So hängen weitere Muster an einem Kleiderständer im Nähzimmer oder liegen im Keller in meiner Druck- und Färbewerkstatt.



Mehrere Kartons mit Stoffproben konnte ich inzwischen auch an meine Nähgruppe weitergeben, wo sie für viele kleine Projekte verwendet werden.

Also ... nix wie hin, wenn jemand alte Muster loswerden will!

Ein Mäntelchen für meine neue Maschine

Diese tolle Nähmaschine hat mir meine Cousine vererbt. Weil ich doch so viele Taschen nähe und sie das gute Stück, das fast ungebraucht war, nicht mehr benutzt. Ich versprach ihr dafür eine ganz persönliche Tasche, deren Fertigstellung im nächsten Blogpost dokumentiert wird. Es wird auch langsam Zeit, denn der Anfang ist schon längst hier (Teil 1) und hier (Teil 2) beschrieben.

In folgendem Outfit bekam ich die Maschine mit:



Ausgepackt, erprobt und für gut befunden:



Nun fügte sich aber an einem der nächsten Tage ein Fund zu meiner neuen Errungenschaft, der mein Herz (und vermutlich das meiner tollen Nähmaschine) höher schlagen ließ: Ich entdeckte im Stoffladen des Städtchens einen Stoff, der geradezu danach schrie, meine neue Maschine liebenswert zu verpacken.

Kreuz und quer sind lauter Utensilien, kleine Bildchen aufgedruckt, die mit meinem Hobby zu tun haben. Als ich den Stoff zuhause ausbreitete, studierte ich ihn erstmal genau. Ich entdeckte darauf alte Nähmaschinen, Garnrollen, Knöpfe, Stickscheren, Spitzenbänder, Hutschachteln, Nadelkissen, Etiketten, Schneiderbüsten, Fingerhüte und diverse Nadeln. Es ist ein Genuss, den Stoff zu studieren!



Da die Motive nicht alle in einer Richtung aufgedruckt sind, würde ich mich beim Zuschneiden nicht darum zu kümmern brauchen, wie der Stoff ausgerichtet sein soll.

In meinem Stofflager fand ich gleich die passenden Stoffe für das Innenfutter. Ein dunkelbraunes Seiden-Schrägband sollte die Hülle nach dem Zuschneiden an den Kanten einfassen.



Die vorhandene Folienhülle ist meine Vorgabe für den Schnitt des Mäntelchens, dessen Futter schon fertig zugeschnitten und mit unterlegtem Volumenvlies (zum Schutz der Maschine) diagonal durchgesteppt ist.
Aus dem zweiten Stoff (Nadelstreifen) entsteht ein Innentäschchen für die Bedienungsanleitung.



Die Rückseite des Futters:



Alle Einzelteile werden am Rand mit Zickzackstich gegen Aufribbeln gesichert.



Die gesamte Hülle wird mit Nadeln zusammengesteckt. Sie passt! Im Griffbereich schneide ich ein ovales Loch in die Oberseite der Hülle, die auch mit Schrägband eingefasst wird.




Das Griffloch ist fertig:



Alle Seitenkanten sind mit Schrägband versäubert - das Mäntelchen ist fertig!




Die Bedienungsanleitung, die in dem Innentäschchen steckt ...



... ist bequem zu erreichen, wenn ich die Hülle ein Stückchen anhebe. Dann kann ich durch das Griffloch die Anleitung herausziehen.




Nachdem das Mäntelchen fertig war, hätte ich fast die Plastikhülle in den Müll getan. Doch an dem Tag regnete es gerade und ich wollte die Maschine mitnehmen zum Nähstübchen. Und was brauchte sie da? EINEN REGENMANTEL! Und der passt einfach über den Schönwettermantel drüber ... genial!!!