Sonntag, 15. April 2018

Eine Näherfahrung - weitergegeben ...

Schon mehrere Male habe ich eine Tasche oder ein Etui mit abgerundetem Boden genäht und mich jedes Mal damit abgequält, es nur mehr oder minder gut hinbekommen, mich auch sehr viel dabe geärgert.

Beim zuletzt genähten Objekt, der Tasche mit dem Pferd, habe ich mich mal sehr intensiv dieses Problems angenommen.

Vorweg drei Fotos des relativ gut gelungenen Ovals an der Pferdetasche:





Erschwerend kam hinzu, dass das Kunstleder ziemlich steif beim Nähen ist und leicht unter der Nadel wegrutscht. So entwickelte ich ein paar kleine Handgriffe, die dieses Problem minderten. Zeigen werde ich diese Handgriffe am Futter derselben Tasche.

Das an den Seiten zusammengenähte, mit Volumenvlies verstärkte und diagonal durchgesteppte Futter bekommt einen ovalen (mit Decovil verstärkten) Boden, der zwei gerade lange Seiten hat. Diese nähe ich zuerst rechts auf rechts an den Futterkörper. Auf dem Foto dargestellt durch die zwei lachsroten Linien zwischen den Pfeilen ...



So sehen die fertigen Nähte dann auf der anderen Seite aus:



Nun bleiben die beiden Rundungen noch offen, denen ich mich in zwei weiteren Arbeitsschritten widme. 

Dazu verwende ich ein Wonder-Tape, das ich auf den Futterkorpus am oberen inneren Rand auf der rechten Seite aufklebe. Das geht ohne Probleme, wenn ich den Boden mit zwei Wonder Clips zurückhalte.



Das gesamte Tape ist aufgeklebt:



Den Schutzstreifen ziehe ich von dem doppelseitig klebenden Wonder Tape ab:



Nun kann ich den Bodenstoff gleichmäßig verteilt an den Futterkorpus ankleben und zusätzlich mit Wonder Clips befestigen.



Nun geht es weiter an der Nähmaschine. 

Genäht wird auf der Bodenseite!

Ich setze mit der Rundnaht am Ende der einen Längsnaht an und folge beim Nähen der Bodenverstärkung. Der Stoff kann wegen des Klebestreifens nicht mehr verrutschen.



Nach und nach nehme ich ein Wonder Clip nach dem anderen beim Nähen ab und schaue zwischendurch immer wieder auf der Unterseite nach, dass der Futterkorpus nicht mit in die Naht gerät. Das ist eine ordentliche Tüftelei, geschieht aber mit dieser Methode doch viel zuverlässiger als ohne Klebeband. Manch ein Fluch bleibt überflüssig!



Und weiter geht's in der Runde:



Wieder ein Blick in die Unterwelt ... alles sitzt richtig ...



Ich erreiche nach der Rundung das Ende der Längsnaht auf der anderen Seite und wiederhole den gesamten Vorgang bei der anderen Rundung.



Ich drehe das Taschenfutter auf die andere Seite - Kontrolle! Alles sitzt gut. Ein paar kleine Fältchen (Pfeile) dürfen sein, vorausgesetzt, sie verteilen sich in der Runde ein wenig und sitzen nicht alle an einem Platz.




Ich bin zufrieden und hoffe, Dir mit diesem Tipp helfen zu können.


Ich wünsche Dir ein gutes Gelingen!

Samstag, 14. April 2018

Jede Frau braucht eine Tasche ...

... auch meine Nachbarin, die zudem eine besondere Liebe pflegt - nämlich die zu ihrem Pferd.

Schon seit geraumer Zeit wollte ich für sie gerne mal etwas nähen. So bat ich sie zu mir und wir besprachen Verwendungszweck, Größe, Modell, Stofffarben und -muster. 

So weit, so gut ...

Irgendeinen Hingucker würde ich aber auch noch anbringen, so kündigte ich es ihr an, wusste aber noch nicht, wie der aussehen sollte.

Den von ihr bevorzugten Stoff, einen festen Dekostoff aus Baumwolle mit grau-schwarzen Streifen, legte ich in mein Nähzimmer, dazu ein braunes Kunstleder. Für das Futter wählte ich einen hellgrauen Stoff aus.

Nur wenige Tage später war das Werk beendet. Und der Hingucker?

Am Morgen nach unserer Besprechung fiel mir beim Aufwachen (in meiner Noch-nicht-ganz-wach-Phase) die Sache mit dem Pferd ein. Das wäre doch eine feine Individualisierung der Tasche ... die Applikation einer Pferdesilhouette! Es war sofort entschieden. Nun musste dazu nur noch der passende Stoff gefunden werden. Die Wahl fiel auf ein Stoffmusterstück aus einem der geerbten Kataloge. Es ähnelt farblich sehr dem Kunstleder, das ich verarbeiten wollte, schillert aber je nach Lichteinfall mal mehr grünlich, mal mehr rötlich. Manchmal sogar orangen.

Hier nun eine Bilderserie, die die Tasche in all ihren Details zeigt. Schal und Mantel sind meine, passen sehr gut dazu. Ich könnte die Tasche doch behalten - nein! Das Pferd passt gar nicht zu mir!


Die Applikation forderte größte Konzentration, bei den vielen winzigen Ecken und Kurven. Ich habe sie mit Zickzackstich (Stichlänge 0,5 und Stichbreite 2) aufgenäht. 



Die Außenhaut der Tasche ist mit sehr kräftigem Schabrackenvlies unterfüttert, das gibt der Tasche eine hohe Festigkeit.



Innen befindet sich ein großes Einsteckfach, für das ich den gleichen Stoff wie für die Außenhülle verwendet habe. Auch dieses Fach ist mit einem Vlies (Thermolam) verstärkt.



Das hellgraue Taschenfutter ist mit einem Volumenvlies unterfüttert (H 630) und wurde anschließend in der Farbe des Kunstleders komplett diagonal durchgesteppt. Damit gibt auch das Futter der Tasche noch mehr Stabilität.

An den beiden oberen Längskanten habe ich je einen Stoffstreifen angenäht, in den der Reißverschluss eingenäht ist.



Der Reißverschluss hat Überlänge und ist am Ende mit einem Karabinerhaken versehen. An diesem kann die Trägerin z. B. einen Schlüssel befestigen und das Reißverschlussende entweder über den Taschenrand hängen lassen oder es in die Tasche stecken.

Der Reißverschlusszipper wurde durch das Anbringen einer Reihe von silberfarbigen Schmuckperlen besser greifbar.



Ein Kordelstück soll beim Öffnen der Tasche helfen. Man greift mit dem Finger hinein und zieht dann den Zipper mit der anderen Hand auf.



Die Schlaufe bei geöffnetem Reißverschluss:



Natürlich hat die Tasche auch eine Rückseite - ohne Motiv:



Die Tasche vor meinem Moodboard des Monats:









Zum Schluss noch ein Größenvergleich mit anderen Taschen aus meinem Repertoire - ganz schön geräumig! Na dann - auf zum Shoppen! Vielleicht fehlen nun noch das passende Tuch und die rehbraunen Stiefeletten?

Dienstag, 3. April 2018

Ei, Ei - Osterei!!!

An den Ostertagen war das Wetter noch nichts für blaue Bänder und frühlingswarme Gefühle. Also nutzte ich die freie Zeit für meine Nähstube. Dort sah es bald lustig aus ...




Zurück auf Anfang ...

an den Ostertagen war das Wetter noch nichts für blaue Bänder und frühlingswarme Gefühle. Also nutzte ich die freie Zeit für meine Nähstube. 

In der Küche hatte ich die Tischdecke von unserem Mosaiktisch abgenommen, die nur in der kalten Jahreszeit den Tisch etwas "wärmer" anmuten lässt. Wir mögen das kalte Material im Sommer sehr - aber im Winter? Nun gut ... bei der Gelegenheit hatte ich auch die Sisaltischsets in der Hand und dachte, es könnte mal was Neues auf den Tisch.

So verschwand ich in meinem Stofflager und "blätterte" mich durch das umfangreiche Angebot. Bald wurde ich fündig ...

diese Stoffmuster kamen in die engere Auswahl:





Für die Ostertage entschied ich mich für die vier farbenfrohen Stücke und legte gleich los.

Was ich hier an einem grauen Stoffstück demonstriere, erprobte ich dann an einem Prototyp in Lila (was ich für uns als nicht passend empfand), dann in Rot und Orange.

So sehen die Musterstreifen jeweils aus, die an einem größeren Stoffstück hängen. Ein langes Stück Stoff, zur Hälfte gestreift, zur Hälfte uni gewebt (in einem Stück).


Jeden dieser insgesamt 14 Musterstreifen schnitt ich jeweils in vier gleichlange Stücke. Dabei ergab sich von selbst als Vorteil, dass jeder einzelne Streifen an beiden Seiten mit feinem Nylongarn in Overlockstichen versäubert war. So konnte ich die drei links liegenden Streifenstücke einfach zu einem Rechteck zusammennähen. Übrig blieb dann immer ein Streifenstück je Farbe in Uni - auf dem Bild das rechte Stoffstück. Aus diesen würde ich auch noch etwas zaubern.


Ich nahm von den vorhandenen Sisalsets das Maß, schnitt danach eine Pappschablone.


Hier liegt schon der Prototyp fertig auf dem Bügelbrett, daneben das erste gewünschte Platzdeckchen. Ich musste an große Ostereier denken ...


Unter die drei zusammengenähten Stoffstücke bügelte ich ein Volumenvlies und darunter legte ich eine weitere Stoffschicht aus naturweißer Baumwolle, die ich mit sprühbarem Fixierkleber befestigte.
Nun steppte ich die Linien durch alle Stofflagen hindurch nach, so wie es die Streifen hergaben. Dabei verband ich sie in der Mitte durch schräge Linien bzw. durch sich kreuzende Linien. 
Zum Schluss wurde das Set mit der Schablone oval zugeschnitten und mit einem naturweißen Schrägband gesäumt.

An einem Tag entstanden so die ersten vier Sets plus dem vorweg genähten Prototyp. Na, ist das nicht eine fröhliche Ostereierblume?


Es fehlen noch zwei Schrägbänder als Rand
 
Hier sind die weiteren Farben zu sehen, die ich auch noch zu Set-Einheiten verarbeiten will (Grau-Beige, Blau-Violett, Grüntöne, Gelb):



Nun komme ich zu den jeweils vierten Stoffstücken, die beim Zuschneiden abfielen. Aus ihnen zauberte ich noch ein farblich passendes Mitteldeckchen:


Wie man sieht, nähte ich zu diesem Zweck reihum die unifarbigen Stücke aneinander. Dabei entstand in der Mitte ein quadratisches Loch. Ich unterfütterte das gesamte Stück mit dem naturweißen Stoff, den ich am Rand 2,5 cm überstehen ließ, nach oben zweimal umschlug und so auf der Vorderseite feststeppte. Das quadratische Loch umrandete ich mit einer Steppstichrunde. Es wird durch den rückwärtigen Stoff nun ausgefüllt.

Nun folgen noch Fotos vom Esstisch, wo ich die Sets zur Probe dekorierte:


Frühling lässt seine bunten Bänder
wieder flattern durch die Lüfte ...
alles bunt gebändert!




Und dann ... ja DANNNN ...

gab es zu Ostern feine Rüblitorte! Und die kann man nachbacken, denn das Rezept habe ich aus dem Internet. Hier bei Miss Fancy kann man es nachlesen. Gaaaaaaaanz fein!!!


Eine Frühlingstorte der besonderen Sorte ...
sofort nachbacken!!!